Der Computer – Meine Tür zu einer freien Welt

Es ist morgens, und ich schalte meinen Computer ein. Der sanfte Klang des Hochfahrens begrüßt mich, als wäre er ein treuer Freund, der weiß, dass ich ihn brauche.

Der Computer – dieses schlichte Stück Technik in Zeiten von Smartphones und künstlicher Intelligenz – ist für mich weit mehr als ein Werkzeug. Er ist meine Brücke zur Welt, mein Arbeitsplatz, mein Spielplatz und manchmal auch mein sicherer Hafen. Für jemanden wie mich, mit Spinaler Muskelatrophie Typ 2, ist er nicht nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit für einen selbstbestimmten Alltag.

Vom Zeitvertreib zur eierlegenden Wollmilchsau

Meine Beziehung zum Computer begann in meiner Kindheit. Ich kann mich noch gut an die ersten Stunden erinnern, als ich ein “Kunstwerk” aus bunten Punkten auf der digitalen weißen Leinwand hinterließ. Damals war er noch ein klobiges Gerät mit einer langsamen Internetverbindung, aber schon damals öffnete er mir Türen, die für mich sonst verschlossen geblieben wären.

Während andere Kinder draußen spielten, entdeckte ich virtuelle Welten. Mit der Zeit entwickelte sich daraus nicht nur ein Hobby, sondern ein wichtiger Bestandteil meines Lebens.

Früher war es vor allem das Spielen von Videospielen auf Konsole und Handheld, das mir Freude bereitete. Doch mit der Zeit wurde der Computer zu einem unverzichtbaren Werkzeug. Schreiben, Lernen, Kommunizieren – all das ist ohne ihn kaum denkbar für mich. Er ist mein Sprachrohr, mein Mittel zur Teilhabe und meine Verbindung zur Gesellschaft.

Technik, die mich begeistert

Heute nutze ich den Computer auf eine Weise, die speziell auf meine Bedürfnisse abgestimmt ist und zum größten Teil aus Handelsware und eigenen Basteleien bestehen, so etwa meine Trackball-Maus mit zusätzlichen Tasten an der Sitzschale meines Rollstuhls.

Standardlösungen, auch von Hilfsmitteldienstleistern, decken nie meinen eigenen Anspruch an Produktivität am Computer ab. Ich möchte gerne mein Tagewerk in einem zumindest ähnlichen Tempo erledigen wie nichtbehinderte Menschen, selbst wenn ich aufgrund meiner Behinderung da nicht ganz herankomme.

Besonders hilfreich sind für mich auch Software-Tools, die Barrierefreiheit unterstützen. Spezielle Bildschirmtastaturen, wie etwa Dasher, erleichtern mir das Tippen etwa und Programme wie Microsoft Teams oder Zoom ermöglichen mir die Teilnahme an Veranstaltungen, die ich sonst aufgrund der Entfernung oder mangels Barrierefreiheit nicht besuchen könnte. Solche technischen Innovationen zeigen, wie groß der Fortschritt in den letzten Jahren war – und wie viel möglich ist, wenn Technik inklusiv gestaltet wird.

Freie digitale Welt

Letztendlich ist der Computer für mich nicht nur eine funktionale Hilfe. Er ist auch ein Ort der Kreativität und Selbstverwirklichung für mich. Hier schreibe ich meinen Blog „Einfach SMA“, in dem ich meine Erfahrungen teile. Hier erarbeite ich Unterlagen für die Klienten bei meinem Ehrenamt. Und hier tausche ich mich mit anderen aus – sei es über soziale Medien, E-Mails oder Online-Foren.

Der Computer gibt mir die Möglichkeit, aktiv am Leben teilzunehmen. Während ich physisch oft an Grenzen stoße, gibt es im digitalen Raum kaum Einschränkungen. Das Internet ist ein Raum, in dem ich frei sein kann, in dem ich Grenzen überwinden kann mich ausdrücken und verwirklichen kann.

Tipps zum Genuss einer digital freien Welt

Falls du ebenfalls technische Unterstützung suchst oder jemanden kennst, der davon profitieren könnte, hier ein paar Empfehlungen:

  • Hilfsmittel für Eingabegeräte: Es gibt zahlreiche spezielle Eingabegeräte, wie Joysticks oder Augensteuerungen, die individuell angepasst werden können. Ein Beispiel hierfür ist der Xbox Adaptive Controller.
  • Barrierefreie Software: Viele Programme bieten Funktionen wie Spracherkennung, Bildschirmtastaturen oder Textvorleseoptionen. Eine gute Anlaufstelle ist das „AbilityNet“ oder vergleichbare Organisationen.
  • Netzwerke nutzen: Tausch dich mit anderen aus, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Es gibt viele Online-Communities, die wertvolle Tipps geben können, wie etwa das Forum des SMA Selfempowered Net.

Mit den richtigen Werkzeugen ist alles möglich

Für mich ist der Computer nicht nur eine Tür zur Welt, sondern auch ein Spiegel. Er zeigt mir, was ich auch mit meinen körperlichen Einschränkungen alles schaffen kann. Er erinnert mich daran, dass wirkliche Teilhabe möglich ist, wenn nur die richtigen Werkzeuge zur Verfügung stehen.

Vielleicht liest du diesen Text gerade auf deinem eigenen Computer oder Smartphone. Vielleicht ist dein Verhältnis zur Technik ein anderes. Aber für mich bleibt der Computer ein unverzichtbarer Begleiter – einer, der nicht nur praktische Hilfe leistet, sondern auch Perspektiven öffnet, den Horizont deines Alltags erweitert.

Ich hoffe, dass mein Beitrag dir zeigt, wie wichtig Barrierefreiheit in der Technik ist. Und vielleicht inspiriert er dich, selbst genauer hinzusehen, welche Türen Technik in deinem Leben öffnen kann.